Am Anfang jeder Behandlung steht eine ausführliche Erstanamnese. Im Patientengespräch geht es neben aktuellen körperlichen und seelischen Beschwerden auch um Gewohnheiten (z.B. Ernährung, Schlaf), Familiengeschichte und Lebenssituation.
Die Erstanamnese umfasst neben der Patientenbefragung auch eine Puls- und Zungendiagnose. Bei der Pulsdiagnose wird der Puls an der Daumenseite des Handgelenks (Arteria radialis) beidseits an jeweils drei Positionen getastet. Wer zum ersten Mal auf diese Weise den Puls getastet bekommt, mag erstaunt sein: Lassen sich damit wirklich Informationen über meinen Zustand in Erfahrung bringen? Auch die Betrachtung der Zunge ist in der TCM eine wichtige Säule der Diagnostik. Deshalb ist es hilfreich, wenn Sie vor dem Termin die Zunge nicht schaben und keinen Kaffee, Tee, Traubensaft, Rote Beete etc. zu sich genommen haben. Berücksichtigt werden Farbe des Zungenkörpers, Form und Beweglichkeit des Zungenkörpers, Zungenbelag und Feuchtigkeit.
Nach der eingehenden Anamnese wird eine Diagnose nach dem Zang Fu-System, dem chinesischen Organsystem, erstellt. Dabei gilt der Grundsatz, dass eine bestimmte Störung unterschiedliche Ursachen haben kann und dass eine Ursache unterschiedliche Störungen hervorrufen kann (one disease many patterns, one pattern many diseases). Deshalb gilt es anhand der Anamnese und der Diagnostik zu differenzieren, wie Störungen und Ursachen wohl zusammenhängen mögen. Auf dieser Grundlage wird die Behandlungsstrategie ausgewählt.